27.10.2011 Der Vortrag der Musikwissenschaftlerin Dr. Kumi Konaga bot eine Fülle von Informationen; hier nur einige Beispiele: Als Symbol für die Rezeption europäischer Musik in Japan kann man Beethovens 9. Symphonie bezeichnen: seit bald hundert Jahren ist sie dort fester Bestandteil des Musiklebens. Die erste Begegnung der Japaner mit westlicher Musik fand im 16. Jahrhundert statt, als portugiesische und spanische Jesuiten im Rahmen ihrer Mission geistliche Lieder verbreiteten. Ein nennenswerter Einfluss auf die japanische Musik ist zu dieser Zeit jedoch nicht nachzuweisen. Möglicherweise wirkte im 17. Jahrhundert europäische Cembalomusik auf Kompositionen für Koto; denn die Verbindung Japans nach Europa war nach der völligen Abschließung des Landes (1639) nicht abgerissen: über die Holländer, die weiterhin geduldet waren, unterhielt Japan Handelsbeziehungen zum Westen.
Mit der 1853 erzwungenen Öffnung Japans änderte sich die Situation. Die Regierung sah die Notwendigkeit, das Land zu modernisieren, um nicht in westlicher Abhängigkeit gehalten zu werden. So wurde Japan offen für viele Einflüsse. Man erkannte den Wert musikalischer Erziehung für die Stärkung des Nationalgefühls, weshalb aus dem Ausland übernommene sowie im westlichen Stil komponierte Lieder Eingang in die Schulbücher fanden. Auch europäische Instrumente wurden, zusammen mit der klassischen Musik, heimisch in Japan.
Sehr fremd allerdings wirkten auf die Japaner anfangs die großen Blechbläserensemble, mit denen in Amerika oder anderswo Märsche u. ä. gespielt wurden. Aber auch diese Sitte wurde übernommen. Als Lehrer für Militärmusik wirkte in Japan viele Jahre der Deutsche Franz Eckert. Er war auch derjenige, der die neugeschaffene japanische Nationalhymne ins europäische Tonsystem übertrug, damit sie bei feierlichen Anlässen von Militärmusikern gespielt werden konnte.