8.6.2011 Es war die Kernveranstaltung zum Jubiläumsjahr „150 Jahre Freundschaft Deutschland-Japan“: der Vortrag des Japanologen Prof. Dr. Peter Pantzer (Universität Bonn). Als Historiker und ausgewiesener Kenner der Materie referierte er über die politische „Ostasienmission“ des Grafen Fritz zu Eulenburg im Dienste Preußens. In mehreren Etappen über Land und Meer reiste dieser 1860 bis Singapur, wo er schließlich auf die „Arkona“ umstieg. Vier Schiffe sollten in Japan „Flagge zeigen“ und für Preußen und die interessierten Hansestädte den Zugang zu dem so lange verschlossenen Land erzwingen. Mit Handelsschiffen hätte man keinen Eindruck gemacht, eine Kriegsflotte besaß Preußen aber noch nicht, weshalb man Schiffe aus England bezog. Von den vier Schiffen mußte eines, reparaturbedürftig, unterwegs in einem Hafen zurückgelassen werden, ein weiteres sank im Taifun, so dass nur zwei bis an das ferne Inselreich gelangten. Nach vier Monaten zäher Verhandlungen mit der japanischen Regierung kam es am 24. Januar 1861 zur Unterzeichnung eines Freundschafts-, Schiffahrts- und Handelsvertrages.
Für Preußen ging es vor allem um sein Prestige: schon vor ihm hatten nach den USA die europäischen Mächte England, Frankreich und Russland ähnliche Verträge mit Japan geschlossen. Allerdings sollte es noch Jahre dauern, bis der Vertrag genutzt wurde: bis zur Reichsgründung 1871. Von da an war er natürlich für ganz Deutschland gültig. Für Japan bedeutete er zunächst – wie auch die anderen „ungleichen Verträge“ mit westlichen Mächten – eine Bevormundung. Ausländer durften sich niederlassen und waren „exterritorial“, ein Status, der heute nur Diplomaten zusteht. Die Zölle wurden von den fremden Mächten festgelegt. Japans Politik war daher im späteren 19. Jahrhundert darauf ausgerichtet, eine Revision der „ungleichen Verträge“ zu erreichen, vor allem aber auch, das Land zu modernisieren.
Über die „Ostasienmission“ wurde damals ausführlich in der Presse berichtet, und es erschienen persönliche Erlebnisschilderungen, sogar in Reimen. Zeichner und Maler verewigten Menschen und Orte. Zusammen mit den sehr lebendig und beinahe im Plauderton vorgetragenen Ausführungen des Referenten vermittelten diese Bilder einen Eindruck von den folgenreichen Ereignissen vor 150 Jahren.