Vortrag „Räume entdecken“

23.3.2o11   Zu Beginn der Abendveranstaltung wurde schweigend der Katastrophenopfer in Japan gedacht. Die täglich übermittelten Bilder und Nachrichten haben allgemein große Betroffenheit und Anteilnahme ausgelöst. So war es sehr willkommen, dass die Referentin, bevor sie ihren eigentlichen Vortrag begann, über die Lage in Tokyo berichtete. Sie zeigte Bilder von der Zerstörung durch das große Erdbeben, vom Alltag unter erschwerten Bedingungen, in dem die Menschen doch versuchen, ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzuerhalten.

Als Projektarchitektin betreut Katinka Temme bei Kengo Kuma & Associates, Tokyo internationale Projekte. So stellte sie zum Beispiel ein Bambushaus in China (Bild l.o.) vor, das sich in die Berglandschaft einfügt, ein aufblasbares Teehaus (Bild r.o.), das in Frankfurt aufgestellt wurde, aber auch in Japan realisierte Entwürfe wie den Erweiterungsbau des Nezu Art Museum (Bild l.u.). Kuma baut Räume, die sich dem vorgefundenen Umfeld anzupassen suchen. So übernimmt er in einem Fall eine durch Sakralbauten vorgegebene Achse, woanders die Formensprache des bereits Vorhandenen oder dessen Proportionen. Doch findet er auch Neues, indem er z.B. zu feinen Lamellen geschnittenen Stein als Wandverkleidung verwendet. Er hat sich nicht auf einen bestimmten Baustoff festgelegt, verwendet Stein oder Holz. Und immer wieder durchdringt die japanische Bautradition der Verschränkung von Drinnen und Draußen seine Entwürfe. Darüberhinaus fasziniert ihn das Spiel von Licht und Schatten, das er einkalkuliert und damit der Architektur eine immaterielle Komponente verleiht.