Vortrag „Heilige Räume, Zeiten und Orte in Japan“

27.6.2011    Das Motto der diesjährigen, 59. „Festspiele Europäische Wochen“ lautet „A Dieu – In Zeiten spiritueller Unruhe“. Am 1. Abend der (alljährlich gebotenen) Vortragsreihe fand der Vortrag von Prof. Dr. Peter Pörtner über „Heilige Räume, Zeiten und Orte in Japan“ als Beitrag zum Jubiläum „150 Jahre Freundschaft Deutschland – Japan“ statt. Dank dieser Einbettung in das Gesamtprogramm der „Europäischen Wochen“ fand sich eine überaus zahlreiche Zuhörerschaft ein, die nach dem Vortrag viele Fragen stellte. Für manch einen waren die Informationen über den Shintoismus, sein Verhältnis zum Buddhismus, über besondere Stätten und Rituale in Japan neu. Und wieder einmal stand Japan im Focus – jenseits aller Katastrophen.

Das Foto zeigt das berühmte Torii (=Tor zu einem shintoistischen Schrein) des Itsukushima-Schreins auf der Insel von Miyajima in der japanischen Inlandsee.

Fulminantes Konzert von Masa-Daiko

23.6.2011    Mit dem Auftritt des Ensembles Masa-Daiko erfüllte sich die Deutsch-Japanische Gesellschaft einen lange gehegten Wunsch: japanische Trommler nach Passau einzuladen. Durch die Zusammenarbeit mit den Festspielen „Europäische Wochen“ war es möglich, einen noch größeren Kreis von Zuschauern zu erreichen. Als „Ouvertüre im Freien“ zu den Festspielen gedacht, mußte mit Rücksicht auf das Wetter die Veranstaltung in einer Halle stattfinden, was ihrer Wirkung und ihrem Erfolg aber keinen Abbruch tat: sie war so gut wie ausverkauft.

In dem Ensemble, das von Masakazu Nishimine, einem absoluten Profi, geleitet wird, wirken oft auch Deutsche mit. Sie haben bei dem japanischen Meister über viele Jahre gelernt, bevor sie für würdig erachtet werden, an Auftritten teilzunehmen. MASA-DAIKO tritt auch in rein japanischer Besetzung auf. Aber gerade im Jubiläumsjahr der deutsch-japanischen Beziehungen war es schön  und passte sehr gut, dass zwei junge deutsche Trommler und eine Trommlerin mit auf der Bühne standen!

Mit dem Titel „Das perfekte Vorspiel“ war die Besprechung in der lokalen Zeitung (Passauer Neue Presse) überschrieben. Perfekt war in der Tat das Zusammenspiel, und das ohne Dirigenten und ohne Blickkontakt! Kleinere und größere Trommeln, unterschiedlich in der Klangfarbe, wurden geschlagen, in einer rhythmischen Vielfalt und mit einer Vehemenz, Kraft und Ausdauer, dass es dem Publikum fast den Atem verschlug. Nicht nur der Ton, auch der Anblick war faszinierend: die wirbelnden Holzschlägel, die kraftvollen Armbewegungen, der Ausdruck höchster Konzentration und Versunkenheit, die Choreographie des Ganzen, die im Einsatz der großen O-Daiko gipfelte. Vor diesem riesigen Instrument, das wie ein monochromes Altarbild im Bühnenhintergrund aufscheint, steht der Trommler und versetzt die Membran in gewaltige Schwingungen. Eine athletische Leistung! Aber zugleich liegt etwas Spirituelles darin: die Trommel ist ein uraltes Instrument, das bei Ritualen, besonders im Shintoismus, eine wichtige Funktion hatte (und noch hat).

Ein Haiku von Shiki (1867-1912) lautet:

Gebet um Regen –
damit zum Himmel es tönt,
der Schlag der Trommel

So war dieser fulminante Auftakt zu den 59. „Festspielen Europäische Wochen Passau“, wie der Titel sagt, „An den Himmel gerichtet“, passend zum Motto „A Dieu“. Er war Ein Beitrag zum Jubiläum „150 Jahre Freundschaft Deutschland-Japan“, gewidmet den Opfern der Natur- und Umweltkatastrophe dieses Jahres  in Japan.

Vortrag „Die preußische Ostasienmission 1860/61“

8.6.2011    Es war die Kernveranstaltung zum Jubiläumsjahr „150 Jahre Freundschaft Deutschland-Japan“: der Vortrag des Japanologen Prof. Dr. Peter Pantzer (Universität Bonn). Als Historiker und ausgewiesener Kenner der Materie referierte er über die politische „Ostasienmission“ des Grafen Fritz zu Eulenburg im Dienste Preußens. In mehreren Etappen über Land und Meer reiste dieser 1860 bis Singapur, wo er schließlich auf die „Arkona“ umstieg. Vier Schiffe sollten in Japan „Flagge zeigen“ und für Preußen und die interessierten Hansestädte den Zugang zu dem so lange verschlossenen Land erzwingen. Mit Handelsschiffen hätte man keinen Eindruck gemacht, eine Kriegsflotte besaß Preußen aber noch nicht, weshalb man Schiffe aus England bezog. Von den vier Schiffen mußte eines, reparaturbedürftig, unterwegs in einem Hafen zurückgelassen werden, ein weiteres sank im Taifun, so dass nur zwei bis an das ferne Inselreich gelangten. Nach vier Monaten zäher Verhandlungen mit der japanischen Regierung kam es am 24. Januar 1861 zur Unterzeichnung eines Freundschafts-, Schiffahrts- und Handelsvertrages.

Für Preußen ging es vor allem um sein Prestige: schon vor ihm hatten nach den USA die europäischen Mächte England, Frankreich und Russland ähnliche Verträge mit Japan geschlossen. Allerdings sollte es noch Jahre dauern, bis der Vertrag genutzt wurde: bis zur Reichsgründung 1871. Von da an war er natürlich für ganz Deutschland gültig. Für Japan bedeutete er zunächst – wie auch die anderen „ungleichen Verträge“ mit westlichen Mächten – eine Bevormundung. Ausländer durften sich niederlassen und waren „exterritorial“, ein Status, der heute nur Diplomaten zusteht. Die Zölle wurden von den fremden Mächten festgelegt. Japans Politik war daher im späteren 19. Jahrhundert darauf ausgerichtet, eine Revision der „ungleichen Verträge“ zu erreichen, vor allem aber auch, das Land zu modernisieren.

Über die „Ostasienmission“ wurde damals ausführlich in der Presse berichtet, und es erschienen persönliche Erlebnisschilderungen, sogar in Reimen. Zeichner und Maler verewigten Menschen und Orte. Zusammen mit den sehr lebendig und beinahe im Plauderton vorgetragenen Ausführungen des Referenten vermittelten diese Bilder einen Eindruck von den folgenreichen Ereignissen vor 150 Jahren.