Vortrag „Gerechter unter den Völkern“

27.1.2011    Der Vortrag von Dr. Heinz Eberhard Maul über den japanischen Diplomaten Sugihara offenbarte eine höchst interessante Biographie, die gewiss Stoff für einen spannenden Film liefern könnte. Die Mandschurei und Russland waren neben Japan Stationen seines Lebens, bevor Sugihara als Vizekonsul in Kaunas (Litauen) sein Land vertrat. Im Jahr 1940 wurde Sugihara in eine dramatische politische Entwicklung hineingezogen: aus Polen, das 1939 von Deutschland überfallen worden war, flüchteten tausende von polnischen Juden in das von der Sowjetunion besetzte Baltikum. Sie hofften, von dort aus, nach Osten die Sowjetunion durchquerend, nach Japan zu gelangen, das aber auch nur als Durchgangsstation gedacht war. Für Japan benötigten sie ein Transitvisum, das die Regierung in Tokyo nicht genehmigen wollte. Als sich immer wieder und immer mehr Scharen von Flüchtlingen vor dem Konsulat drängten, konnte Sugihara nicht anders, als die lebensrettenden Visa auszustellen, unbürokratisch und eigenmächtig. Er handelte als Mensch für Menschen in größter Not und rettete dadurch im Verlauf einiger Monate über dreitausend Juden vor der drohenden Vernichtung.

Vielen ist diese Geschichte nicht bekannt. Deshalb war es der DJG Passau ein Anliegen, im Jahr, da die 150jährigen deutsch-japanischen Beziehungen gefeiert werden, auf Sugihara aufmerksam zu machen. Die humane Haltung und die Rettungsaktion Sugiharas wurde von Israel gewürdigt, das ihn in den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“ aufnahm.

„Fernab vom militaristischen Kaiserreich gehört diese besondere Begegnung eines offiziellen Vertreters Japans mit den Juden, denen der Ferne Osten durch ihn zur temporären ‚Heimat’ wurde, zum Schicksal der europäischen Juden. Damit ist sie auch unverzichtbarer Teil der japanisch-deutschen Geschichte.“ (E. Maul)

Freundschaftskonzert

23.1.2011    Mit einem „Freundschaftskonzert“ endete die Ausstellung „Neujahr in Japan“ im Kulturmodell. Matthias von Pollak und Michael Beck, beide Trompete, sowie der Organist Peter Voitz am Klavier spielten Teile des Programms, mit dem sie im Sommer 2010 in Passaus Partnerstadt Akita und in Kanazawa konzertiert hatten (Bild links).

Außerdem berichtete von Pollak in Wort und Bild über die Reise. Die Musiker waren tief beeindruckt von der Gastfreundschaft, die sie in Japan erfahren hatten, und nicht minder von den mit einer Orgel ausgestatteten Konzertsälen.

So konnten die zahlreichen Zuhörer in Passau nicht nur schöne Musik genießen, sondern auch einen Eindruck von gelebter Städtepartnerschaft gewinnen. Die Stadt Passau war durch 2. Bürgermeister Urban Mangold vertreten, der in seiner kurzen Ansprache das große Engagement der DJG würdigte. Mit dem Konzert bedankten sich die Musiker bei der DJG Passau, die diese Reise im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützt hatte. Das Konzert in Kanazawa war durch Vermittlung der DJG Regensburg zustande gekommen, mit der die DJG Passau in Kontakt steht. So war das Konzert in mehrfacher Hinsicht ein Zeichen der Freundschaft.

Ausstellung „Neujahr in Japan“

2.-23.1.2011    „Neujahr in Japan“ – mit dieser einmaligen Ausstellung behandelte die DJG Passau ein bisher kaum beachtetes Thema. Da Neujahr einen so hohen Stellenwert in Japan hat, war es an der Zeit, das Fest mit seinen Bräuchen und Traditionen bei uns vorzustellen. Der erste Teil behandelte das Thema „Neujahrsgrüße“: die Vielfalt der Motive und ihrer bildnerischen Umsetzung, Grußkarten, die Japaner ins Ausland schicken und Karten für den inländischen Gebrauch.

Neujahrsgeschenke, Neujahrsspeisen, Neujahrsschmuck, -spiele u.a. wurden gezeigt. Ein Blickfang waren die zwei Hago-ita, Schläger für das traditionelle Federballspiel der Mädchen zu Neujahr, die man gern zur Dekoration aufstellt.

Anhand von Texten und Bildern konnten die Besucher sich über Veranstaltungen, die in der Öffentlichkeit stattfinden, informieren: über den Besuch von Schreinen oder Tempeln, über den 2. Januar, an dem der Kaiser sich dem Volk zeigt und dessen Glückwünsche entgegennimmt, über die traditionellen Feuerwehrübungen an Bambusleitern und anderes mehr. Auch das Brauchtum in der Gegend von Akita, Passaus Partnerstadt, wurde vorgestellt.

Mit der Sonderschau „Historische japanische Streichholzetiketten“ (Sammlung Skupy) präsentierte die DJG Passau ebenfalls etwas Neues, den meisten Unbekanntes. Japan produzierte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg Streichhölzer für den Export und dazu passende Etiketten, sei es für asiatische Länder oder auch die USA. Eine Vitrine gewährte Einblicke in eine Sammlung.

150 Jahre Freundschaft Deutschland – Japan

1.1.-31.12.2011    Im Jahr 1853 erschienen vor den Küsten Japans, das sich im 17. Jahrhundert von der übrigen Welt abgeschottet hatte, amerikanische Schiffe: das Geschwader des Commodore Perry. Schon zuvor hatte es erfolglose russische und amerikanische Versuche gegeben, die Öffnung des Landes zu erwirken. Es ging um Handelsinteressen, aber auch um Kohle- und Wasserstationen für den Walfang. Dem Druck von außen vermochte Japan nun nicht länger standzuhalten. Im Vertrag von Kanagawa 1854 erzwangen die USA Konzessionen für zwei Häfen, und in den folgenden Jahren gelang es auch europäischen Mächten, in Japan Fuß zu fassen und Handels- und Freundschaftsverträge mit dem Land abzuschließen. Nach längeren Verhandlungen war es am 24. Januar 1861 auch für Preußen soweit.
Im Jahr 1867 dankte der letzte Shogun ab und das Kaisertum wurde restauriert. Der Vertrag von 1861 blieb rechtsgültig, ebenso für das im Jahr 1871 proklamierte Deutsche Reich. In der Folgezeit wandelte sich Japan von einem Feudalstaat zu einer modernen Industrienation. An dieser Entwicklung waren Ausländer in beratender oder lehrender Funktion beteiligt. Andererseits förderte der Staat das Studium von Japanern im Ausland. Der Vertrag von 1861 bildet den Grundstein für die deutsch-japanischen Beziehungen.