Vortrag „Zen – weil wir Menschen sind“

9.11.2011    „Zen – weil wir Menschen sind“ lautet der Titel eines Buches, das der Zen-Meister Fumon S. Nakagawa, Leiter des Zen-Zentrums Eisenbuch, geschrieben hat. In Passau hielt er einen Vortrag zu demselben Thema und fand großes Interesse. Für manch einen waren die gebotenen Informationen neu. Sie erfuhren, dass die praktische Übung des Zen, ob im Gehen oder im Sitzen (zazen)vollzogen, den Menschen zu sich selbst führen soll, zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit. Der Referent wies auf den indisch-chinesischen Ursprung dieser Form der Versenkung hin und auf den Umstand, dass die japanische Kultur überhaupt in den meisten ihrer Erscheinungen auf dem Umweg über Korea von China geprägt wurde, dass aber fast immer etwas Eigenes dabei entstand. Zur Einstimmung spielte er auf der Bambusflöte Shakuhachi und trug buddhistischen Gesang vor. Seine Ausführungen jedoch bezogen sich nicht auf buddhistische Lehren.

Das „Ich“ mit seinen Wünschen, Quelle von Unzufriedenheit, Unruhe und Hektik, soll überwunden werden. Bei allen Übungen spielt der Atem eine entscheidende Rolle, seine Kontrolle steht am Anfang allen Bemühens. Die Flut der Gedanken, die immer auf den Menschen einströmen, soll ausgeschaltet werden. In der Ruhe des Sitzens soll der Mensch sich auf das Da-Sein konzentrieren. Im Alltag bedeutet das, dass er sein jeweiliges Tun annimmt, die Dinge so, wie sie sind, folglich auch den anderen Menschen, wie er ist. Respekt und Achtsamkeit sind Schlüsselwörter, ebenso der Begriff der Würde: diese eignet allen Menschen und Dingen.

Vortrag „Die Rezeption europäischer Musik in Japan“

27.10.2011    Der Vortrag der Musikwissenschaftlerin Dr. Kumi Konaga bot eine Fülle von Informationen; hier nur einige Beispiele: Als Symbol für die Rezeption europäischer Musik in Japan kann man Beethovens 9. Symphonie bezeichnen: seit bald hundert Jahren ist sie dort fester Bestandteil des Musiklebens. Die erste Begegnung der Japaner mit westlicher Musik fand im 16. Jahrhundert statt, als portugiesische und spanische Jesuiten im Rahmen ihrer Mission geistliche Lieder verbreiteten. Ein nennenswerter Einfluss auf die japanische Musik ist zu dieser Zeit jedoch nicht nachzuweisen. Möglicherweise wirkte im 17. Jahrhundert europäische Cembalomusik auf Kompositionen für Koto; denn die Verbindung Japans nach Europa war nach der völligen Abschließung des Landes (1639) nicht abgerissen: über die Holländer, die weiterhin geduldet waren, unterhielt Japan Handelsbeziehungen zum Westen.

Mit der 1853 erzwungenen Öffnung Japans änderte sich die Situation. Die Regierung sah die Notwendigkeit, das Land zu modernisieren, um nicht in westlicher Abhängigkeit gehalten zu werden. So wurde Japan offen für viele Einflüsse. Man erkannte den Wert musikalischer Erziehung für die Stärkung des Nationalgefühls, weshalb aus dem Ausland übernommene sowie im westlichen Stil komponierte Lieder Eingang in die Schulbücher fanden. Auch europäische Instrumente wurden, zusammen mit der klassischen Musik, heimisch in Japan.

Sehr fremd allerdings wirkten auf die Japaner anfangs die großen Blechbläserensemble, mit denen in Amerika oder anderswo Märsche u. ä. gespielt wurden. Aber auch diese Sitte wurde übernommen. Als Lehrer für Militärmusik wirkte in Japan viele Jahre der Deutsche Franz Eckert. Er war auch derjenige, der die neugeschaffene japanische Nationalhymne ins europäische Tonsystem übertrug, damit sie bei feierlichen Anlässen von Militärmusikern gespielt werden konnte.

Eröffnungskonzert „Young Classic Europe“

14.10.2011    Die junge Geigerin Mayu Kishima eröffnete zusammen mit der Niederbayerischen Philharmonie unter GMD Basil Coleman das diesjährige, inzwischen als „Young Classic Europe“ bekannte, Europäische Jugendmusikfestival. Sie spielte Beethovens Violinkonzert und entfachte damit Begeisterungsstürme im bis auf den letzten Platz besetzten Rathaussaal. Da das Konzert den seit 150 Jahren bestehenden deutsch-japanischen Beziehungen gewidmet war, konnte man nicht nur eine japanische Solistin hören, sondern auch ein japanisches Werk: die „Musica per orchestra sinfonica“ von Yasushi Akutagawa (1925–1989), die mit ihrer besonderen Rhythmik und Dynamik die Zuhörer in ihren Bann zog. In der Presse wurde das Konzert, das mit der 4. Symphonie von Tschaikowsky ausklang, beinahe hymnisch gelobt. Nach dem Konzert – das auch von der DJG Passau unterstützt worden war – ließ sich die Künstlerin neben dem „Jubiläumsbaum“ der Stadtgärtnerei fotografieren.

„Passauer Poesie“ vorgestellt

23.9.2011    Zum achten Mal wurde ein Bändchen der Reihe „Passauer Poesie“ der Edition Töpfl präsentiert. Neben DJG-Mitgliedern und anderen Japan-Freunden kamen auch Zuhörer, die sich seit Jahren für diese Poesie-Veröffentlichungen begeistern. In diesem Jahr hatten die Herausgeber sich auf Haiku konzentriert und passend zum Jubiläum japanische Haiku aus Passaus Partnerstadt Akita – von Andô Wafû (1866-1936) und Ishii Rogetsu (1873-1928) – mit einbezogen. Diese waren von Sibylle Rauscher (1. Vorsitzende der DJG) ins Deutsche, die deutschen Beiträge (von Rosa-Maria Bächer, Reiner Kunze, Sibylle Rauscher, Rupert Schützbach und Alfred Schwarzmeier) von Yoriko Czerny-Kawai (3. Vorsitzende der DJG) ins Japanische übersetzt worden.

Der Reiz des Bändchens rührt auch von den zahlreichen Abbildungen her. Sie zeigen Holzschnitte von Konrad Schmid, Zeichnungen von Erik Limmer, Farbholzschnitte von Katsuhira Tokushi (1904-1970 Akita), Tuschebilder von Koyama Se’i-un (1897-1989 Tokyo) und eine Kalligraphie von Yasuda Nobuko. So ist diese Publikation ein Beleg für die lebendige Städtepartnerschaft und ein schöner Beitrag zum Jubiläum der deutsch-japanischen Beziehungen.

Die musikalische Umrahmung mit japanischen Liedern sowie einer modernen japanischen Komposition von R. Hirose für Blockflöte zauberte eine besondere Stimmung – erinnerte der tiefe Klang doch von ferne an den Ton der Shakuhachi.

Ausstellung „Faszination Japan Inspiration“

1.-24.7.2011    Die Anna-Kapelle und der zugehörige Kreuzgang, Ausstellungsraum des Kunstvereins Passau, bieten mit ihren weißen Wänden und den gotischen Gewölben einen besonders schönen Rahmen für japanbezogene Ausstellungen. Schon zuvor (2000) hatte die DJG Passau dort Kalligraphie, Tuschmalerei und Skulpturen präsentiert, und im Jahr 2007 die Lithographien von Higashiyama Kaii (aus dem Völkerkunde-Museum München) zusammen mit Skulpturen von Kato Kunihiko (Fürth).

Die Ausstellung FASZINATION JAPAN INSPIRATION, im Jahr 2008 von der DJG Passau zu ihrem 25. Jubiläum konzipiert, konnte nun in etwas veränderter Zusammensetzung am 30. Juni eröffnet werden, als ein besonders sinnvoller Beitrag zur Feier des Jubiläums deutsch-japanischer Freundschaft; denn in den Exponaten kommt die Begeisterung westlicher Künstler für japanische Kunst und Kultur zum Ausdruck. Erstaunlich ist die Vielfalt der Inspirationsquellen und der angewandten künstlerischen Mittel und Techniken. In der Gewißheit, dass in den von der DJG organisierten Ausstellungen immer etwas Besonderes zu sehen ist, hatten sich zur Eröffnung neben zahlreichen beteiligten Künstlern auch viele Kunstinteressierte eingefunden.

Die Anna-Kapelle ist die vierte Station der Ausstellung: 2009 wurde sie drei Monate lang im Siebold-Museum Würzburg gezeigt, und in diesem Jubiläumsjahr 2011 war sie – durch Vermittlung der DJG Bielefeld – drei Wochen im Rahmen der Japan-Wochen der Universität Bielefeld zu sehen.